Verkleinerungen. Wir haben 9:45 und warten startbereit auf Matias. Da er unser Treffen um 9:00 aber anscheinend etwas verschlafen hat, wollte ich noch kurz eine kleine Anektode ueber die argentinische Sprache notieren.
Es ist hier besondere, sprachliche Eigenart einfach alles und jeden zu verkleinern. Das wird besonders im hier im Norden soweit auf die Spitze getrieben, das es in benachbarten Laendern und Provinzen als Running Gag angesehen wird. Ein junges Meadchen ist hier z.B. ein Maedchelchen, eine Chicita. Noch juenger waere sie dann eine Chicitita. Das funktioniert mit allen andern Woertern und wird auch staendig angewand. Ein weiteres Beispiel: Es wird ein Bierchelchen bestellt, dazu Broetchelchen und ein Schnitzelchen und anschliessend gibt es in dem Kneipchen nebenan noch ein Eischen.
Auf meine Frage ob ich auf die Art auch auf Spanisch fluchen koennte bekam ich von Matias den offiziellen Grammatiksegen. „Darf ich dir mit meinem Fuesselchen in dein Hinterchen treten?“ ist also erlaubt. Was fuer eine Sprache.
Oh Matias ist da, er musste gestern Abend seiner Freundin noch etwas mit der Buchhaltung helfen. Nicht das was ihr jetzt denken moegt, ich glaube ihm natuerlich aufs Wort! Jetzt noch fix seinen Rucksack besorgen, das Auto von der Vermietung abgeholt und schon kann es losgehen. Michi macht einen letzten Angstbach.
Ah, endlich raus aus der Stadt. Irgendwann ist der Filter einfach voll und damit meine ich nicht meinen Gewuerzpruefer. Am Bahnhof von Tucuman haben wir uns noch schnell die Bustickets nach Chile besorgt. Dort werden wir unsere matiasfreie Zeit von Sonntag bis Freitag ueberbruecken.
Momentan befinde ich mich in einem kleinen, aber urgemeutlichen Hostel in Cafayate. Der Ort liegt ungefaehr 1750 Meter hoch am Vorgebirge der Anden. Matias tippt noch eine gute Nacht SMS und Michi versucht den Rotwein von vor ein paar Stunden zu kompensieren. In dieser Hoehe schlaegt der Alkohol noch schneller ein als man glaubt. Wir wollten hier zwar noch ein wenig auf die Piste gehen, da aber in diesem Ort die Buergersteige wirklich zeitig hochgeklappt werden, wurde unser Plan schon in der Entstehungsphase sabotiert.
Der Weg hierher fuehrte entlang einer 175 km langen Bilderbuchstrecke, ueber Tafi del Valle, einem kleinen Ort hinter einem Regenwaldgebiet und einem Indianerreservart gelegen, entlang des Inferniello Passes (eigentlich Hoellchen Pass, die Jungs hier verkleinern wirklich alles) und den Ruinen von Quillmes. Diese Ruine war frueher mal eine Indianersiedlung, die ueber mehrere Jahre hinweg eisern gegen die Spanier gekaempft hatten. Am Ende wurden sie von den Spaniern jedoch in die Naehe von Buenos Aires deportiert. Zu Fuss starteten diese Strecke 5000 Indianer, am Ende kamen nur 1000 von ihnen an. Das hier meist getrunkene Bier heisst uebringens auch Quillmes. Hat aber nur etwas mit dem Viertel zu tun in dem es gebraut wird.
Morgen geht es weiter richtung Norden, der Stadt Cachi entgegen. Moment… oh ha, dies ist die erste Nacht mit Matias in einem Raum, er schnarcht wirklich phaenomenal. Da wird noch ein ganzer Wald dran glauben muessen. Wo sind meine Oropax?
Ach ja, noch was. Am Wegesrand gibt es hier auf der R40 Bundesstrasse Kilometermarkierungen, die ab Feuerland anfangen. Wir sind derzeit bei 4234 angekommen. Buenas notches!
Meine guete, die Oropax sind zu schwach, ich schreibe noch ein wenig. Michi hat eine Email von unserem suedafrikanischen Compagnero Ruben erhalten. Leider haben wir ihn um einen Tag verpasst. Gestern war der Gute in Tucuman und ist auf bereits wieder auf dem Sprung nach Salta, einen Tag frueher als wir. Ich glaube das Treffen koennen wir vergessen. Aber wer weiss, vielleicht klappt es ja aus Zufall in San Pedro de Atacama. Michi hat dort fuer uns sicherheitshalber schon eine Bude organisiert. Auf der Internetseite macht das Hostel einen ganz brauchbaren Eindruck. Wenn die Landschaft morgen auch nur halb so schoen bleibt wie auf unserem heutigen Teilstueck, bin ich vollendst zufrieden.