05:45 Uhr. Ohne Worte. Stoisch ziehen wir uns an und machen uns so schnell es nur geht auf die Socken. Das Fruehstueck faellt heute etwas duerftiger aus und auf die Dusche haben wir aus Zeitgruenden natuerlich auch verzichtet. Den obligatorischen Liter Wasser fuer jeden von uns haben wir bei der ganzen Hetze leider vergessen. Dabei heisst es doch immer so schoen: Trinken, trinken, trinken! Das wird eine besonders durstige zehnstuendige Busfahrt.
Wir verabschieden uns ausgiebig von Matias. Wir sehen uns wieder in Jujuy! Die kommenden 5 Tage werden garantiert nur so an uns vorbeifliegen. Matias weicht nicht von unserer Seite bis unser Vehikel das Terminal verlassen hat. Er ist und bleibt Papa Mati.
Unsere Busmannschaft ist der reinste Schnitzelexpress. Mit dabei ist auch wieder der ein oder andere Teilnehmer fuer den immernoch andauernden argentinischen Look-A-Like Contest. So z.B. ein Norweger der Herbert Groenemeyer zu seinen besten „Das Boot“ Tagen gleicht und dem Bremer Uwe. Er gleicht bis auf einem Sicherheitsabstand von 1 1/2 Metern unserem Olli, dem Kahn. Oliver Kahn.
Direkt vor uns sitzt ein Ehepaar aus Berlin, die seit ueber 36 Jahren fleissig die Welt bereisen. Der Ehemann hatte in den letzten Tagen allerdings nicht gerade eine Gluecksstraene und hofft auf ein wenig mehr Unterstuetzung von Fortuna. Erst gestern hat ihn ein Taxifahrer beim Zuruecksetzen mehr oder weniger ueber den Haufen gefahren. Bein bandagiert, steife Schulter und das schon in der ersten Woche.
Hinter uns ein Paerchen aus Zwickau. Ihre 5 jaehrige Tochter ist auch dabei. Vor deren Einschulung wollen die beiden in einem Jahr um die ganze Welt. Surfspotts abklappern. Ihre Reise ist auch erst 1 1/2 Wochen alt und er hadert bereits mit seinem ultra sperrigen Surfbrett. Endlich das Meer sehen. Das ist ihr Ziel. Warum die beiden dann ausgerechnet mitten in die Wueste fahren ist mir dann allerdings schleierhaft.
Vor uns liegt der 4000 Meter hohe Pass ueber die Anden. Ich sage den beiden das die Tochter spaeter bestimmt sehr stolz darauf sein kann, mit ihren Eltern einmal ganz um die Welt gereist zu sein. Darauf entgegnet die Berlinerin, dass ihr Sohn Gunnar, jetzt 38 Jahre alt und Professor fuer Geschichte, sie in diesem Punkt sehr enttaeuscht habe. Sie hatten den Buben natuerlich so oft es nur ging auf den meisten Reisen mit dabei und nun sagt er ueber all diese in ihren Augen wundervollen Momente, dass es fuer ihn die mit Abstand schlimmsten Erlebnisse seines Lebens sind. Nun ja, die kleine Tochter von den beiden Surfern hinter uns hat sich jedenfalls ordentlich den Magen verdorben. Bis jetzt musste sie sich schon 2 mal uebergeben. Sie vermuten das ein Speiseeis von gestern Abend nicht ganz in Ordnung war. Ob sie diese Weltreise wohl spaeter in guter Erinnerung behalten wird?
Ich sehe gerade den ersten Salzsee meines Lebens. Die Landschaft ist unglaublich bizarr. Wir machen nach 5 Stunden Busfahrt unseren ersten Zwischenstop und ich Gewinne eine Wette gegen Uwe. 10 Liegestuetze auf 4800 metern Hoehe. Seinen Wetteinsatz von 10 argentinichen Pesos lehne ich dankend ab. Eine Stunde spaeter passieren wir den argentinischen Grenzposten ohne Probleme. Der 100 Kilometer entfernte chilenische Grenzuebergang verursacht aber bei all denen die noch Nahrungsmittel mitfuehren die reinsten Fressorgien. Es darf nichts auch nur entfernt essbares in Chile eingefuehrt werden. Die naechsten Brechattacken sind schon vorprogrammiert. Michi und ich lassen derweilen unser Kopfkino arbeiten und warten auf den ersten Strickpulli der in unsere offenen Arme drudelt, da wiedereinmal ein besoffenes Lama auf eine Tretmine gelaufen ist. Merkwuerdig, es muss wohl an der Hoehe liegen.
Das letzte Teilstueck war besonders hart. Kopfschmerzen und Muedigkeit uebermannen mich, da kann auch die noch so aufregenste Naturkullise nichts mehr retten. Gott sei dank geht es jetzt wieder bergab. San Pedro kann nicht mehr weit sein. Ein letzter Zwischenstopp. Der Busfahrer legt am Wegesrand Blumen nieder. An dieser Stelle verunglueckten vor 2 Jahren mehrere Reisende bei einen schweren Busunfall.
Als wir endlich den chilenischen Grenzposten erreichen werden wir ersteinmal nach allen Regeln der Kunst gefilzt. Ein Beamter freut sich besonders ueber den Smileybutton von Michael, der an seinem Treckingrucksack baumelt. Hoffentlich haben hier alle ihre Bananen und Sachertorten aufgegessen. Ach, das hier ist schon San Pedro de Atacama? Unser per Mail georderter Abholservice hat uns offensichtlich vergessen und so machen wir uns ohne Karte und bei bruetender Hitz alleine auf die Suche nach unserer Bleibe. Uwe, den wir im Bus kennen gelernt haben begleitet uns. Nachdem wir uns bei den Einheimischen ein wenig durchgefragt haben erreichen wir unser neues Domiziel. Es hat weniger mit einem Hostel zu tun, eher gleicht es einer riesigen WG. Nette Zimmer mit Hochbetten, einen Gemeinschaftsraum, eine Gemeinschaftskueche und ein feines Badezimmer. Wir haben sogar eine Badewanne. Einer der Mitarbeiter spricht ueberraschend Deutsch. Als wir ihm erzaehlen das wir aus Trier kommen, ernten wir ein perfektes „Dat as ja quant!“. Sebastian ist in Trier geboren. Die Welt ist ein Dorf und unser heutiges Dorf will noch etwas entdeckt werden.
Wir machen uns also auf fuer einen kleinen Entdeckungsspaziergang. Die ersten chilenischen Pesos werden gezogen und ds wohlverdiente Bier genossen. Der ganze Ort wimmelt nur so vor Europaeern. An jeder Ecke endecken wir mindestens einen Deutschen. Im Lonely Planet ist ueber San Pedro vermerkt das hier ab 12 Uhr die Dieselmotoren fuer die Stromversorgung abgestellt werden und das hier das Wasser mit Arsen versetzt ist. Ei wunderbar. Dann weiss ich ja was ich zu tun hab, wenn mich mal der Hafer sticht.
Auf dem Rueckweg bestaunen wir den kristallklaren Sternenhimmel. Laut Uwe kann man auf der Suedhalbkugel zwar weniger Sterne stehen, aber die Klarheit haut mich trotzdem aus den Socken. Diese Milchstrasse! Herrlich! Hinter einem 6000 meter hohen Vulkan geht gerade der Vollmond auf. Er ist wegen der atmosphaerischen Gegebenheiten riesig und zudem noch um 90 Grad nach links gedreht. Uwe macht mehrere vergebliche Versuche dieses Spektakel auf seinen Knips-o-mat zu bannen. Spaeter planen wir zusammen mit Sebastian den naechsten Tag. Mit dem Fahrrad zum Valle de la Luna oder mit dem Jeep zu Gysieren. Wir werden sehen. Ich schreibe diese Zeilen uebrigens oben auf dem Hochbett. Das Teil steht einem Meter von der naechsten rettenden Wand entfernt. Hoffentlich drehe ich mich heute Abend nicht in die falsche Richtung. Alles wird gut!
Hm…..dieses „Lonely Planet“…..
So lonely scheints an keinem der beschriebenen Orte zu sein….könnte daher kommen, das eben dieser Ort in einem der meistgekauften Reiseführer der Welt niedergeschrieben ist….
Aber da sieht man mal wieder. Egal wo man hinkommt, es war oder ist immer ein Trierer da……
Beherrschen am ende die Trierer die Welt?? Heute Trier, morgen Argentinien übermorgen die ganze Welt (exklusive Luxemburg)?
Grüße aus dem auch recht sonnigen München,
Achim
Hallo Ihr Berghasen!
Heute war im Volksfreund ein Artikel über „diesen Trierer Slang“ – nach dem Motto: „Dein Mam hat Gürtelgröß‘ Äquator!“.
Jetzt ist es also Mainstream. Aber kein Wort vom „Rocky“. Der kriegt bestimmt nen eigenen Artikel 😉
Und was geht so Samstag abends in San Pedro?
Ich bin ein bischen geknickt weil wohl keiner zur
Abendveranstaltung meiner Wahl mitgehen will…
Dann geh ich halt alleine, männo!
Liebe Grüße, und umarmt ein Lama von mir,
Katja
Hossa! Der Abend endet natuerlich mit einem schoenen gute Abend Bierchen. Die Sonne macht allerdings ultra schnell schlappofix.
Den Samstag werden wir leider nicht mehr in San Pedro erleben, morgen um 11 Uhr geht es mit dem Bus nach Jujuy. Ein letztes Mal ueber die Anden.
Halt aus Katja… in zwei Wochen gibt es wieder lukewilliges Volk. In einem besonders heiteren Moment wuerde ich sogar mitkommen. *g
1000 fiese Gruesse nach Trier und Umgebung!
Jooaahhhh!
Ich bin definitiv auch dabei. Wenn es endlich wieder heisst:“ un gehen ma noch in die luke…“ Morgen wieder ab ueber die Anden 10 Stunden 4800 Hoehenmeter, hab jetzt schon wieder Kopfschmerzen… Aber klappt schon irgendwie. Lama versuchen wir noch zu druecken, aber ist etwas anstrengend, die Versuchen einem im Gegenzug genau ins Auge zu spucken.
Noch fieseste Gruesse an euch alle! Muss auch mal Evita Peron Binz Kuh hier namentlich erwaehenen, will ja niemanden vergessen.
Ach so, auch noch beste Gruesse an Opa und Oma. Danke fuer die Rueckendeckung, sagen Dir bescheid Opa, wenn Du jemand hier weghauen musst!
Dicker Kuss fuer Marina !!!
Teufelslama nummero dos:
de Michi