Liebes Logbuch. Wir haben gerade den intergalaktischen Busbahnhof von Tucuman verlassen. Unsere zwei tapferen Adjutanten Ezekiel und Matias schwenken schicksalsschwanger die Taschentuecher.
Unsere Reisefaehre fuer die naechsten 20 Stunden ist ganz passabel. Wir haben zwar keine Liegesessel, aber das Busunternehmen aus Chile schlaegt es bezueglich des Komforts um Laengen. Wir beziehen im oberen Busabteil die hinteren Baenke, direkt ueber dem Motorblock.
Just in diesem Moment kommt der Bordsteward vorbei und reicht jedem einen winzig kleinen Styroporbecher. Ich frage mich fuer eine Millisekunde ob ich das Teil in einem Stueck hier und jetzt direkt verschlingen soll.
Falls jemand von euch den Film „Sie nannten ihn Muecke“ kennen sollte wird er sich mit Sicherheit an einen Kerl erinnern, der waehrend eines Footballspieles in voelliger Aufregung in seiner linken Hand ein Baguette haelt und in seiner Rechten eine Flasche Coka Cola. Er lutscht natuerlich am Baguette und beisst in die Cola. Genau so einen Kernphsiker habe ich mir schraeg gegenueber sitzen. Der selbe Gesichtsausdruck, die selbe Zottelmaehne. Sogar die Nase hat die selbe Groesse. Er gehoert dem Anschein nach zu einer argentinischen Basketball Mannschaft, die das komplette obere Busdeck bevoelkert. Ein ganz vortrefflicher Haufen. Ich komme aus dem Grinsen nicht mehr raus. Na, da werden die Raviolidosen noch mit der Hand geoeffnet. Erwaehnenswert ist noch, das alle in der Mannschaft dieses typisch achtzigerjahre Mininackenzoepfchen haben. Inklusive Blondierung. Wirklich bezaubernd. 19 Stunden liegen noch vor uns. „Lt. Ripley, last survivor of the nostromo is signing off.“
Kurz vor 22 Uhr kommt der Steward und verteilt eifrig Bingokarten. Falls jemand noch fuer seine Beerdigung das richtige Ambiente und das noetige Gesellschaftsspiel sucht, argentinisches Bingo sollte ganz oben auf der Liste stehen. Zu gewinnen gibt es zwei Flaschen Rotwein. Ich trainiere derweilen meine spanische Zahlen und kreuze im Geiste mit an. Kurz bevor sich die Sonne hinter dem Horizont verkrochen hat, versichere ich mir selber nocheinmal mit einem kurzen Blick aus dem Fenster das sich die Landschaft immernoch nicht veraendert hat. Standen da im Hintergrund nicht gerade Matias und Ezekiel?
Ach, ich glaube ich haue mich jetzt einfach hin. Meine Schuhe ziehe ich lieber nicht aus, das ueberlasse ich dann doch der Basketballmannschaft. Alle haben ihre langen Graeten und Schweissmauken ueber die jeweils vordere Sitzreihe gestreckt. Im dunklen erinnert die ganze Szenerie ein wenig an eine sonderbare Form von Regenwaldgeaest. Gott sei dank sitzen wir in der letzten Reihe. Oropax, ach da seit ihr! Alles wird gut.
Hallo liebe Daheimgebliebenen!
Heute melde ich mich mal kurz wieder. Heute (Montag, haengen ja mit dem Blog noch etwas hinterher) ist unsere letzter Tag hier in Iguazu. Morgen frueh geht unser Bus Richtung Buenos Aires, yeah 20 Stunden, aber diesmal in einem wunderbaren Suit class Bus. Das kann man sich vorstellen wie die First class im Flugzeug. Jens ist natuerlich noch pennen. Er kann heute ausnahmsweise auch mal ausschalfen. Ich leg mich gleich an den Pool. Heute ist nur relaxen angesagt! Freu mich aber auch schon auf die Heimreise und auf euch alle…..
Bis zum Wochenende dann!
Michael