Unser heutiges Motto: Guter Service braucht eben seine Zeit.
Heute ist unser letzter Tag in Tucuman. Wir nutzen den Tag um letzte Besorgungen zu erledigen und uns langsam aber sicher an die Mosquitos in Iguazu zu gewoehnen. Michi ist, seit wir beide wieder in Tucuman sind, eine lebende Mosquitozielscheibe. Jeder Stich ein Treffer. Da kann auch das hochgelobte „Antibrumm“ nichts retten. Mich lassen die Viecher merkwuerdigerweise in Ruhe. Vielleicht sind Eifelyeties zu ruppig fuer feine Mueckennasen. Na, spaetestens in Iguazu werde ich es herausfinden.
Da heute ein ganz normaler Arbeitstag ist, sind alle Teilnehmer unseres gestrigen Abschiedschlummertrunks etwas angeschlagen. Matias musste heute morgen sogar noch seinen Unterricht vorbereiten, da er viel spaeter als geplant in die Falle gekommen ist. Als er gegen 1 Uhr in der Wohnung auftaucht macht er einen recht brauchbaren Eindruck. Hut ab Matias! Wir brauchen mehr Einwohner mit deinen Steherqualitaeten!
Er wird den fehlenden Schlaf spaeter einfach bei einer kleinen Siesta nachholen. Er parkt uns daher sicherheitshalber in einem hoch frequentierten Internetcafe. Na, fuer mich gibt es schlimmere Strafen. Da ich mit meinen Blogeintraegen gut 4 Tage hinterher hinke haue ich heute ganz besonders wild ins Klavier. Michi hat mit seiner Maschine weniger Glueck, ein Crash jagt den naechsten und das Internet verweigert eisern seinen Dienst. Ich bin zufrieden, 3 Tage sind kein schlechter Schnitt. Ich hoffe ich habe nicht allzuviel Unsinn zu Papier gebracht.
Als wir mit Matias am spaeten Nachmittag eine Kleinigkeit essen gehen, sehen wir im Fernsehn eine Aufnahme der gestrigen Peronistendemonstration in Buenos Aires. Einer der fuehrenden Gewerkschaftsbosse wird in Grossaufnahme dabei gezeigt, wie er mehrmals mit scharfer Munition wahrlos in die Menge feuert. Peronisten und Jahrestage, Matias schuettelt nur den Kopf. Auf meine Frage, wer da eigentlich gegen wen protestiert hatte, antwortet Matias, dass sich dort aussschliesslich Peronanhaenger gegenseitig aufs Korn genommen haben. Der Stein des Anstosses war die Marschroute des Sarges von Peron, sie konnten sich einfach nicht einig werden durch welches Viertel die Prozession nun schlussendlich verlaufen sollte.
Ich bin mir nicht sicher ob die Ausschreitungen im deutschen Fernsehen zu sehen waren, aber es war wirklich eine riesige Keilerrei.
Bereits vor ein paar Wochen hatte Matias uns von seiner antiperonistischen Haltung erzaehlt. Nach den gestrigen Ausschreitungen und seiner kleinen Lehrstunde kann ich ihn ein wenig besser verstehen verstehen.
Spaeter machen wir entgueltig die Busverbindung von Iguazu nach Buenos Aires klar. Herrlich, 22 Stunden Busfahrt nach Iguazu, danach 20 Stunden nach Buenos Aires und am Ende 16 Stunden Flug nach Frankfurt. Von den uns noch verbleibenen 8 Tagen verbringen wir fast 3 Tage sitzend in irgendwelchen Fortbewegungsmitteln. Gott sei dank habe ich gutes Sitzfleisch. Wenn es diesmal Reis geben sollte, werde ich mit Sicherheit ein reisen Bogen darum machen.
Die Buchung des Hostels in Iguazu stellt unsere freundliche Dame vom Reisebuero vor ungeahnte Herausvorderungen. Wir haetten das ganze auch einfach per Telefon oder Internet machen koennen, aber Matias versicherte uns das wir zumindestens einmal die Erfahrung von argentinischer Buerokratie am eigenen Leib erleben muessten. Nach 3 Besuchen und mindestens 4 gefuehlten und abgesessenen Stunden, haben wir die falsche Reservierung und immernoch kein Ticket. Im Endeffekt ordern wir das Zimmer doch bei Matias zuhause. Dort werden wir ueberaus freundlich von der ganzen Familie verabschiedet. Natuerlich wird uns noch ein riesen Abendessen angeboten, welches wir aber aus magenfreundlichen Gruenden dankend ablehnen muessen. Michi macht sich zusehendst Sorgen um seine schlanke Linie.
Bevor wir uns aufs Ohr hauen packen wir noch fix unsere Rucksaecke. Ab 13 Uhr sind wir wieder fuer eine lange Zeit unterwegs. Ich stelle den Wecker auf 8 Uhr.