Zodiac – Einen doppelten Fincher bitte!

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Teufel noch eins: Es gibt sie doch noch. Filme jenseits des MTV Schnittstakkato. Teufel noch zwei: Filme so Detail versessen, dass für chronologisch korrekte Eiswürfel sehr wahrscheinlich Tiefenbohrungen in der Antarktis vorgenommen wurden. Teufel noch drei: Filme in dem noch die kleinste Nebenrolle heller scheint als die komplette A-Mannschaft von Shakespeare in Love.

Nach fünf langen Jahren ist der Meister aller Kamerafahrten wieder zurück in seinem Revier. Nach dem etwas schwächeren Panic Room (schwächer im Sinne von: Thorsten, diesmal keine Fleißpunkte, 14 von 15 Punkten müssen diesmal reichen) wählte er einen der mysteriösesten Mordfälle in der jüngeren amerikanischen Geschichte. Die Story ist schnell erzählt: Ein Killer, der sich selbst Zodiac nennt, mordet ab den späten Sechzigern bis tief in die Siebziger rund um San Francisco und treibt dabei mit der Presse (Jake Gyllenhaal und Robert Downey Jr. ) und der Polizei (Mark Ruffalo und Anthony Edwards) ein bis dato unbekanntes, mediales Katz und Maus Spiel.

Genau in dieser Kurzbeschreibung liegt der kleine aber feine Haken. Wer einen Film wie Finchers Referenzwerk Sieben erwartet, der Trailer legt es eigentlich darauf an, wird wohl oder übel enttäuscht werden. Es gibt weder eine Verfolgungsjagd, noch eine wilde Schießerei, noch einen Spannungsbogen im eigentlichen Sinne. Es fließen auch keine Gallonen an Blut. Die Mordszenen kann man, wenn man Pech hat beim obligatorischen Toilettengang verpassen. Der Rest ist reiner Dialog. Viel Dialog und das über fast drei Stunden. Handlungsstränge werden einfach überblendet und mit einfachen …3 Monate später Textfetzen kommentiert. Leute denen 100 Wörter in 2 Stunden schon zu viel des Guten sind und alle 20 Sekunden eine Atombombenexplosion benötigen werden bei Zodiac entweder an Unterzuckerung sterben oder ins Wachkoma fallen. Er hat ungefähr das Tempo welches ich persönlich an Filmen wie Alien, Fleischers Die Körperfresser oder Blade Runner so liebe. Die Dinger brauchen einfach ihren Anlauf. Da wird noch der Geschichte und jeder Figur genügend Zeit gegeben sich zu entfalten. Freunde der Volksmusik rennen bei so was natürlich schreiend nach 1 1/2 Stunden raus, nicken ein oder fangen spontan an zu Stricken.

Warum der Film, zu mindestens für mich, trotzdem nicht eine Minute langweilig wird? Vorne weg: Jake Die Jacke Gyllenhaal. Diesen spleenigen, getriebenen Nerd muss man einfach gern haben. Er trägt zusammen mit dem unvergleichlichen Robert Downey Jr. den ganzen Film mit Bravur. Das ganze Ensemble ist bis in die kleinste Nebenrolle perfekt ausgesucht. Selbst Anthony Edwards mit Haartoupet macht eine gute Figur. Den jüngeren Inspektor Columbo Mark Ruffalo kannte ich bis dato noch nicht. Undbedingt merken.

Noch ein paar Worte zu Robert Downey Jr. Dieser Kauz ist einfach pures Gold. Ich kenne nicht einen Film den er nicht auf die ein oder andere Weise veredelt hätte. Er könnte ohne zu Untertreiben eine Registrierkasse im Aldi spielen und dennoch allen anderen mühelos an die Wand nageln. Wieso hat so eine Granate noch keinen Oscar? Ach ja, weil Filme wie Kiss Kiss Bang Bang und A Scanner Darkly für die Accademy nicht zählen und er früher die meiste Zeit in einer Entzugsklinik verbrachte.

Des weiteren sucht die Kameraarbeit und der Schnitt wie in allen Filmen von David Fincher ihresgleichen. Es gibt zwar keine typischen Kamerafahrten durch Kaffeetassen oder Steckdosen, ganz untreu ist er sich dennoch nicht. Da wäre z.B. eine Szene in der die Kamera aus der Vogelperspektive einem Taxi folgt und dabei stets ein und den selben Winkel beibehält, egal wie das Taxi gerade abbiegt oder aber auch einen Kameraschwenk, der den Bau eines Gebäudes in Zeitraffer dokumentiert.

Ansonsten platzt der Film, was Detailversessenheit angeht aus allen Nähten. Das geht soweit, dass sich einer unserer Protagonisten, nach einer von unzähligen durchgearbeiteten Nächten im Kino aus versehen dem ersten Teil von Dirty Harry ansieht. Dessen Story basierte auch auf den Zodiac Fällen, mit dem Unterschied das Eastwood den Mörder formvollendet zur Strecke bringt.

Zodiac bekommt von mir auf jeden Fall 9 von 10 möglichen Dechiffrierungscodes. Ganz großes Tennis. Schade nur das der Film in den Staaten aufgrund falscher Vermarktung so gnadenlos gefloppt ist. Unbedingt reinschnuppern. Es lohnt sich.

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