„Same, same but different“. Ich habe gerade ein deja vue der besonderen Art: Wir fahren ueber eine Bruecke, hoeren das schallernde Hupen eines vorbeidonnernden Isuzu Trucks und ich knalle mit dem Kopf geschmackvoll gegen die Lehne. Mehmals, da der Minibus gerade mit Lichtgeschwindigkeit ueber ein Schlagloch orgelt. Genau in diesem Moment habe ich ein Deja vue ueber eine Bruecke, einen Truck und einer Lehne und befinde mich mitten in einer Endlosschleife. Erst als ich mir im zurueck taumeln das Wasser ueber das T-Shirt kippe bin ich wieder da wo ich hingehoere: In der Tour aller Touren, der Tour de Force aus Thailand. Besuch des Goldenen Dreiecks.
800 km Strecke, nicht weniger als 6 Stationen, darunter Tempelesichtigungen, 3 Grenzuebertritte, das goldene Dreieck, Speedbootfahrt ueber den Mekong, Bergdorfbesichtgung der Longneck Hilltribes und vieles mehr. Danke T.A.T. fuer dieses geschmackvoll geschnuerte Tourpacket.
Morgens um 7 Uhr ging es los. Das bedeutet, um halb 6 klingelt der Wecker. Der Bus kommt bekannter Weise erst spaeter und die Sitze sind erwartungsgemaess zu eng. Das kennt man. Der neue Rythmus: 2 Stunden Fahrt, beherzt gelenkt von einem Niki Lauda Verschnitt sammt LKW Fuehrerschein und gefuehlten 4 Minuten aufenthalt pro Station ist neu.
Vor mir baumeln und pendeln Koepfe auf und ab, wie defekte Heulbojen, die im Wasser duempeln. Wir nicken ein, schrecken hoch und daemmern wieder weg. Beine sind bis zur unkentlichkeit verdreht und immer gerade dann wenn man einen halbwegs guten Schlafrythmus gefunden hat erfolgt eine Vollbremsung und es wird krachend die Tuer aufgerissen. Schnell raus aus dem Van. Es gibt was zu sehen. Fotos, Fotos, schnell, schnell. Diese Art und Weise versetzt uns alle mehr oder weniger in einen Nahtotzustand.
Die Stationen an sich sind sehr gut und auch interessant. Der Mangel an Zeit und Hingabe seitens des Guides degradieren das Ganze allerdings zur puren Liste zum abhaken. Unser kurzer Aufenthalt in Laos beschert uns eine Kostprobe von leckerem Whisky, der mit Schlangen, Skorpionen und anderem Getier eingelegt ist. Uns wird umgehend die Version mit Kobra gereicht. Sehr aufmerksam. Katja ueberlegt ob wir ein oder zwei Flaschen ersteigern sollen. Der Gedanke an den deutschen Zoll zerschlaegt den Plan allerdings umgehend.
Wir verbuenden uns kurzerhand mit Gerald (hundert Przentig falsch geschieben, es glingt wie Geee und das englische Pint) und Andrew aus Wales und machen das beste draus. Ralf und Diana aus deutschen Landen erzaehlen derweilen von mehreren Horrorstories die sie mit Bussen erlebten. Defekte Achsen, spontane Werkstattbesuche mitten in der Nacht. Die beiden aus Wales sind uns auf Anhieb so symatisch das wir auf jeden Fall versuchen werden beide in Krabi wieder zu sehen. Sie haben wie wir auch die letzten beiden Wochen im Sueden. Mit etwas Glueck sollte das klappen, allerdings sind solche Meetings schnell geplant, aber selten gehalten. Wir werden unseren Teil beisteuern. Ethan aus L.A. hat derweilen Schwierigkeiten die Patte zur Wiedereinreise nach Thailand zu bezahlen. Unser Guide versicherte uns das man hier oben im Norden ganz einfach ein Stempel im Reisepass ergattern koennte und zudem sein Visa verlaengert bekaeme. Da Ethan ohnehin seine 6 Monate Aufenthaltsgenehmigung verlaengern wollte war dies eine willkommene Gelegenheit. Das die Beamten sich das Ganze aber auch eine ordentliche Stange Geld lassen kosten wuerden war ihm nicht klar. Merkwuerdig, nach 6 Monaten sollte er den Braten etwas frueher riechen. Fuer die Ausreise musste er natuerlich zahlen und um Minuten spaeter wieder einreisen zu koenen wurde kurzerhand der 5 Fache Preis verlangt. Stempel, Dokumente und Unterlagen nicht mitinbegriffen. Dieses Prozedere hat natuerlich etwas gedauert und so geriet er in unserem Bus mit einem Englaender aneinander. Warum dieser warten muesste, waehrend der Ami seinem Privatvergnuegen nachginge. Mit pathetischen Reden im Bus, Hand auf der Brust, wurde sich bei allen mehrmals entschuldigt. Etwas albern und voellig unnoetig. Es folgte eine eisige Stimmung. Gerald, der Verwandschaft in Deutschland hat, stimmt spontan „Oh Tannenbaum“ an. Ein Kassenschlager, wiedereinmal. Das Eis ist gebrochen und alle koennen entspannt zum Hilltribedorf weiter fahren. Kurz vor Sonnenuntergang treffen wir auch puenktlich dort ein. Ich habe kein gutes Gefuehl, die Langhalseinwohner und andere Bergdorfstaemme sind in kleinen Huetten aneinander gereit wie in einem Vergnuegunspark. Wie animatronische Puppen. Ich mache nicht ein einziges Fotos und vermeide den angebotenen Nippes zu kaufen. Die schamlose Ausbeutung macht mich betroffen, leider konnten wir diesen Teil der Tour nicht ueberspringen. Unbedingt zu vermeiden. Niemand sollte soetwas mit Geld unterstuetzen.
Nach einer viertel Stunden war auch diese Station im Kasten. Zurueck nach Chang Mai. Der Fahrer legte wiedereinmal einen rasanten Fahrstil an den Tag. Diesmal sogar einen Kuppen mehr Elan. Soviel Elan das es unseren Kollegen aus Wales auf dem Ruecksitz, um es mit den Worten von Oliver Kalkofe zu sagen: „Die Suppn aus’m Gesicht geschloagen …“ hat. Ich kann bestaetigen, die Muetze war randvoll.
Ach was solls, unverhofft kommt oft und man weiss nie wozu es mal gut sein kann. Auf nach Sukhotai!
Ach ja noch eine Kleinigkeit: Falls irgendwo, egal wo, kleine, suesse Kinder in altertuemlichen Kleidern sitzen und angestraengt laecheln. Auf keinem Fall fotografieren. Kaum hat man 2-3 Schnappschuesse erhascht, gefriert das Laecheln apprupt und Haende ringen nach „50 Bahrt! Sir, 50 Baht!“ Hauptsaechlich anzutreffen vor Denkmaelern, Schildern und Tempelanlagen. Posierende Kinder? Freiweillig? Niemals! Tritt in den Allerwertesten? Unbedingt. 20 Baht. Ach nein, wil du ein guter Freund bist, 40 Baht. Sawa die kap!