Hmmm, der feine Duft von Gulli umweht unsere Nase. Wir sitzen am Busterminal und warten auf unseren Pickup nach Phuket Stadt. Natuerlich greift heute auch wieder die beruechtigte Thailogistik. Die Verspaetung faellt uns allerdings kaum noch auf. Heute ist Wahltag in Thailand und ganz Krabi versucht mit dem Auto zu den Wahlkabinen zu gelangen. Ein eifrig mit der Hand wedelnder Verkehrspolizist regelt das Chaos. Ich frage mich ob man hier fuer den Polizeidienst oder fuer’s Militaer ein gewisses Gardemass erfuellen muss. Ein auf einem Mofa vorbei fahrender Streifenpolizist der Marke “ Ich bin der faule Willy“ beantwortet mir diese Frage prompt.
In diesem Moment faehrt „Paolo mit dem Pizzablitz“ ueber meine Fuesse. Es ist der oertliche Eisverkaeufer, der seinen rollen Karieszirkus in einem umgebauten Tuk Tuk untergebracht hat. Die Kombination Gullie, Paolo und dessen Eiskonfettilied laesst mich prompt das Wasser einer 1,5 Liter Pulle auf einmal verschlucken. Katja dachte schon ich wuerde ersticken. Nun, der Pickup der mit ordentlicher HiFi-Technik, die letzten Wahlmueden aus den Betten treibt, koennte allerdings auch den Ausschlag gegeben haben. Die komplette Ladeflaeche war eine einzige Boxenanlage. Unglaublich.
Auf nach Phukettonien!
Auf einer Busraststaette versucht mir eine italienische Sportjournalistin, Alter um die 50, mit gebrochenem Englisch zu erklaeren, dass sie Thailand ganz furchtbar findet. Das Essen, die Schlepper, diese ganze Hektik. Ihr Mann sei Golfplatztester und daher mit ihr auf Geschaeftsreise. Armes Maedel, alles fuer lau und trotzdem ist alles Mist. Beide werden spaeter auf einer edlen Anlage nahe des Nai Yang Beaches abgeladen. Laut Reisefuehrer ein sehr gepflegter und schoener Strand. Gute Anlagen.
Neben dem edlen Resort tuermen sich die Bauschuttberge. Nebenan wird fleissig gehaemmert. Das Ganze Areal sieht aus als wuerde das Innerste nach Aussen gekehrt. 100 Meter weiter steht eine komplette Anlage leer und verkommt. Allem Anschein nach hat der Tsunami hier immernoch seine Spuren hinterlassen. Und wie wir schon oefters sehen konnten werden die Spendengelder auch hier in voellig deplatzierte und ueberdimensionierte Betonbauten gesteckt. Ade Patong Beach, helau Beton Beach.
Endstation. Phuket Stadt. 100% Luftfeuchtigkeit. Wir sind nichteinmal aus dem Van ausgestiegen, schon habe ich den Kopf eines Schleppers vor der Nase. „Sir! Wohin du wollen?“ Ich bin genervt und antworte: „Erstmal zu meinem Rucksack…“
Zwei weitere buhlen um unsere Knete. 40 Baht fuer jeden. Wir sagen zu. „Sir, auf Motorrad…“ Ich schuettle des Kopf. Mit Gepaeck? Nie und nimmer. Tuk Tuk oder Taxi. Unter 100 Baht. Abgemacht. Der Mann bringt uns zum Wasana Hotel, einem umgebauten Buerogebaeude. Die Empfangshalle ist eine riesige Halle, ohne jeglichen Charm. In 100 Meter Entfernung entdecken wir die Rezeption. Na, dafuer sind die Zimmer sauber, es ist ruhig, keine Schaben und keine Wanzen in den Betten. Wir checken schnell ein und machen uns auf in die Stadt.
Sehr wuselig, hat aber irgendwie suedamerikanisches Flair. Die Architektur, die Athmosphaere, wir verschnaufen in einem kleinen Lokal und erleben den ersten richtigen Monsun. Als ob ein einziger, riesiger Eimer Wasser auf einmal ueber der Stadt ausgegossen werden wuerde. Der Asphalt dampft. „Hey Petrus, wie laeufts?“ fragt Gabriel. „Och, ich schmeiss noch die 40.000 Hektoliter hier ueber Phuket ab und mach dann Feierabend…“.
Gegenueber entdecken wir eine Touristeninfo. Dort decken wir uns ausgiebig mit Material ein und kaufen 2 Tickets fuer eine Multimediashow. 10 Kilometer ausserhalb von Phuket Stadt sei ein riesiger Themenpark, so aehnlich wie Disneyland. Da unsere Zeit etwas knapp ist machen wir mit dem Abholservice das in der Naehe liegende On On Hotel aus. Bekannt unter den DiCaprio Fans, weil dort die Anfangsszenen aus dem Film „The Beach“ gedreht wurden. Was fuer eine Bruchbude. Kakerlaken, modrige Toiletten, aber jede Menge Backpacker. Die Meinungen schwanken zwischen „Genau das Richtige“Â und „Biste Jeck? Nix wie weg hier…“. Wir ueberlegen ob wir hier das Zimmer fuer die 2. Nacht bunkern sollen. Schwanken aber noch etwas.
Der Weg zur Fanta Sea Show fuehrt uns durchs naechtliche Patong. So stelle ich mich San Francisco vor. 20 % Gefaelle, moerderische Abfahrten. Serpentinen um Serpentinen, einfach herrlich. Unten im Tal leuchten die unzaehligen Lichter der Strandbars und Resorts.
Die Show war hervorragend. Laser, Bungeeartisten ueber den Kopfen der Zuschauer, Zaubertricks, Schattenspiele. Alles multimedial auf dem hoechsten Niveau. Die 2 1/2 Stunden vergingen wie im Flug. Jeder Penny war es wert. Leider durfte ich waehrend der Show keinerlei Fotos schiessen. Im Bus zurueck mache ich eine aussergewoehnliche Begegnung: Direkt vor mir sitzt ein 1:1 Abbild meiner Mutter. Ich koennte schwoeren sie sei es wirklich. Hat da jemand eine verschollene Zwillingsschwester? Bei der Geburt getrennt? Irgendwie unheimlich, die Gesten, die Stimmlage. Das einzige was nicht stimmt ist der Gemuetszustand. Sie ist so schlecht gelaunt, das ich es nicht wage sie anzusprechen. Der Sprache nach koennte sie aus Norwegen sein. Sei“s drum, jetzt reibt sie sich auch noch die Haende. Eine meiner fiesesten Marotten. Ach, ich schaue einfach nicht mehr hin. Heiliger Bimbam, halb 1. Genug fuer heute. Licht aus.