Donnerwetter! Wer haette gedacht das man in diesem heruntergekommenen Buerogebaeude so gut pennen kann. Unsere ersten Zweifel sind vergessen und wir buchen flux eine weitere Nacht in diesem Prachtbunker.
Da es in diesem Overlookhotel keinerlei Fruehstueck gibt, muessen wir uns heute die passende Location erst ersuchen. „Sir, brauchen Taxi?“ schallt es uns entgegen, kaum das wir die Strasse betreten haben. Wir verneinen und fragen den Onkel nach einem Bistro, einem Cafe oder dergleichen. „Yes, yes… nicht weit… da vorne… ich kann fahren…“ Wir lehnen dankend ab und machen uns auf in die von ihm vorgeschlagene Richtung. Wir muessen allerdings sehr schnell feststellen das in dieser Richtung die naechsten 134 Stunden nichts brauchbares mehr kommen wird. Just in dem Moment als wir wieder kehrt machen wollten hat uns auch schon ein anderer Taxifahrer ins Visier genommen. „Sir, Sir, wollen Taxi? Essen? Nicht weit, ich fahren…“, nennt uns einen herrlichen Mondpreis und will uns in die Richtung fahren aus der wir gerade erst kamen. Woher weiss der das mit dem Essen? Daraufhin platzt Katja unerwartet der Kragen und ein Mischmasch aus Triererplatt und englischer Empoerung bahnt sich seinen Weg zum Gehoergang unseres Fahrers. „Och komm… Schaetzchen…, I can fool myself!“
Ich bin fest davon ueberzeugt das manche Schlepper das ohne Proleme den ganzen Tag betreiben koennen. „Hey… Shu… ich hab gerade zwei Langnasen in deine Richtung geschickt… die suchen was zu beissen. Schick sie weiter zu Cheng und sag den anderen bescheid. Mach ihnen einen guten Preis, vielleicht koennen wir sie bis 3 Uhr in der Gegend herumfahren.“ Quasi eine Live Version von Pacman oder Die Jagd nach Mister X.
Wir nehmen uns ab jetzt vor auf die Frage wohin wir denn nun wollen mit Matshupitshu oder Brooklyn, New York zu antworten. Sei es drum, heute haben dem Anschein nach eh die meisten Geschaefte geschlossen. Eine nette Dame klaert uns auf das wegen der Wahlen an diesem Wochenende ein grosser Teil komplett geschlossen ist und ausserdem Ausschankverbot herrscht. Nach einem kleinen Marsch haben wir dann doch noch eine Moeglichkeit fuer ein Fruehstueck gefunden. Gegenueber kann man sich das komplette Esszimmer renovieren lassen. 100 Euro pro Krone. Na da lohnt sich doch schon ein kleiner Abstecher nach Thailand.
Fuer 20 Baht nehmen wir den oeffentlichen Bus in das 11 km entfernte Aquarium von Phuket Stadt. Unser Pritschenwagen ist dermassen hinueber, dass wir fest damit rechnen, auf der Haelfte der Strecke zu Fuss weiter zu muessen. Die Mitfahrer wechseln staendig. Die Laenge der Strecke ist dabei egal, jeder der zusteigt zahlt 20 Baht. Nur passend sollte man es haben. Die beiden vorne sitzenden Hauzen, der Kassierer und der Fahrer, erinnern mich und Katja an die beiden kauzigen Mechaniker aus Alien 1. Die Rauchentwicklung des Motors nimmt exorbitante Ausmasse an. „Der Keilriehmen? Ach was, die Lichtmaschine ist doch eh defekt. Morgen kaufen wir noch etwas Panzertape…“ Damit haben sich die beiden z.B. eine sehr phantasievolle Spezialanfertigung gebastelt, einen topmodernen 16:9 Spiegel aus den Resten von 3 total unterschiedlichen Modellen. Sieht wirklich klasse aus. Ist das nicht ein Kosmetikspiegel? Na, er wird die Vergroesserung schon gebrauchen koennen.
Das Aquarium war wirklich sehr sehenswert, sehr gut aufbereitet und dank einer kurz zurueckliegenden Renovierung auch relativ modern. Vor dem Gebaeude tummeln sich drei Deutsche am Hafenbecken. Das Ding koennte entfernt auch als Strand durchgehen. In der einen Hand einen Fussball, in der anderen jeweils eine Schnorchelausruestung. Was die Jungs ausgerechnet hier erschnorcheln wollten bleibt uns verborgen. Die oelige und verdreckte Ploerre kann es auf jedem Fall nicht sein. „Vielleicht suchen sie nach seltenen Schiffsschrauben…“ meint Katja. Vielleicht hilft es aber auch gegen Sonnenbrand. Alle drei, Typ rothaarig, noetiger Lichtschutzfakto 50, werden heute Abend keine Lampe mehr benoetigen um was lesen zu koennen.
Wir machen uns auf den Weg zurueck in die Stadt, entern aber spontan den Naechsten Pritschenwagen Richtung Patong Beach. Diesmal ist der alte Holzkarren total ueberladen. Keine Handbreit mehr Platz. Zusammen mit jede Menge Gemuese, Huehnern, ein paar Moenchen passieren wir erneut erneut die „Strassen von San Francisco“. Der Fahrer kitzelt den 1. Gang bis an die Schmerzgrenze. Jeden Moment springen 2 von meinen Amalganfuellungen aus den Backen. Denkt euch einfach das schlimmste Drehzahlgeraeuch an dem ihr spaetestens Schalten wuerdet, wartet noch 20 Sekunden, gebt trotzdem noch mehr Gas und ihr habt in etwa unsere Geraeuchkulisse. Nun, der Belastungstest beim TUEV tut es aber auch. Auf dem hoechsten Scheitelpunkt stehen ploetzlich alle auf, auch der Fahrer und falten die Haende vor der Stirn. Ein kleiner Altar kommt in Sicht. Ab jetzt nur noch bergab. Willkommen am Patong Beach. Strandliegen an Strandliegen, Kilometer weit. Unzaehlige Kneipen, Bars, Restaurants, Nippeslaeden und dergleichen. Am Strand verbreiten vorbeidonnernde Longtailboote einen ohrenbetaeubenden Laerm. Anders sieht es auf Ibiza und Mallorja auch nicht aus. Bis auf die Boote. Dafuer haben die Jungs hier natuerlich auch Jetskis. Puenktlich wie jeden Nachmittag zieht urploetlich Regen auf. Wir hechten in ein Lokal und essen erstmal zu Mittag. Beim durchstoebern des Reisefuehrers stolpert Katja ueber einen Tipp. Es gaebe ganz in der Naehe ein risiges Kino, mit Sofas zum hineinluemmeln und eine gigantische Leinwand. Wir schnappen uns den naechsten Bus und ordern Tickets fuer die 20 Uhr Vorstellung. „I am legend“ in englischer Sprache, thailaendisch untertitelt. Die Beschreibung des Kinos war nicht untertrieben. Es liegt innerhalb einer riesigen Shoppingmal und hat eine Leinwand, die selbst das altehrfuerchtige Utopolis alt aussehen laesst. Die Sofas sind unbeschreibtlich. Mit Fussrasten, Becherhalter, feinstem Stoff und unendlich Platz. Der Film und das Kino bekommen von uns beiden 10 von 10 moeglichen Antiserums. Vor dem Hauptfilm muessen sich alle artig erheben. Es wabern Fotos aus dem bewegendem Leben des Koenigs von Thailand ueber die Leinwand. Allem Anschein nach mit Powerpoint generiert. Sehr werkwuerdig das Ganze. Neben uns ist ein sehr fuelliger Europaer im Sofa eingeschlafen. Ach verdammt, die Dinger sind einfach zu bequem.
Unser Taxifahrer auf dem Weg zurueck war leicht uebermuedet, koennte allerdings auch am Ausschankverbot liegen. „Schmeissen sie uns einfach am On On Hotel raus…“ Der Name unseres Gaestehauses sagt ihm auch nach mehreren Versuchen ueberhaupt nichts. „On On??“ ein langer saeuftzer entfaehrt seiner Kehle. Keine 5 Sekunden nachdem wir das Taxi verlassen hatten, den Wagen noch in Sichtweite, kommt auch schon ein freundlich laechelnder Schlepper auf uns zu. „Brauchen Taxi?“ Katja schauen uns kurz an und kommen aus dem Lachen fast nicht mehr heraus. Na wenigstens lacht unser Kollege mit. „Netter Versuch, wirklich gut. Morgen wieder, er wisse ja wo wir wohnen.“
Wir machen jetzt auch besser Feierabend. Morgen geht es in ein neues Refugium. Wir statten dem suedlichsten Zipfel von Phuket einen kleinen Besuch ab. Na dann mal toe!