Archiv des Autors: Jens Lumm

Wir sind nicht mehr alleine. Just in diesem Moment erwache ich irgendwo auf der Busstrecke nach Buenos Aires und stelle fest das endlich ein paar Fahrgaeste hinzugestiegen sind.

Als wir Iguazu in unseren 5 Sterne, super komfort Liegesesseln verliessen, hatten wir das ganze untere Busabteil noch fuer uns alleine. Alle 15 Minuten kam ein Steward und erkundigte sich nach unserem Wohlbefinden. Im Fernsehen servierte man uns 3 Stunden lang selbstkopierte Videoclips aus den fiesesten MTV Zeiten. Die Siebziger und Achtziger bis zum Stammhirnkollaps. Als der dritte Song von Modern Talking laeuft koennen wir uns vor Lachen kaum noch halten.

Auch der Hauptfilm „The breakup“ macht einen grundsoliden Eindruck. Nun gut, mit Vince Vaughn und Jennifer Aniston kann man eigentlich nichts falsch machen. Spaeter zeigte man uns noch eine liebevoll von der Leinwand abgefilmte Raubkopie von „The descent“, die magenfreundlichsten Szenen punktgenau abgesprochen mit dem Abendessen. Anschliessend gab es noch ein verschollen geglaubtes Meisterwerk von Jackie Chan. Allerdings auf Mandarin mit spanischen Untertiteln. Egal, Jackie Chan Filme versteht man auch so.

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Heute haben wir unseren letzten Tag in Iguazu. Morgen geht es bereits mit dem Bus zurueck zu unserem Ausgangspunkt, Buenos Aires.

Wir nutzen den Tag um unseren ersten absolut unverplanten Urlaubstag in vollen Zuegen auszukosten. Wir schlafen zum ersten Mal richtig lange aus, duschen ausgiebig und troedeln wie die deutsche Bahn am Fruehstuecksbuffet.

In der Lobby begegnet uns wieder unser liebgewonnener Hauspoltergeist Hugh. Er reist heute weiter nach Brasilien. Allerdings geht ihm seine Frisur ziemlich auf den Senkel und so entledigt er sich bewaffnet mit einem uralten Langhaarschneider seiner biergestaerkten Zottelmaehne. Nicht etwa in seinem Bad, nein, die Lobby ist dafuer genau der richtige Ort. Gewaschen wird sich anschliessend so oder so im Pool.

Gegen Mittag schauen wir uns das nicht weiter erwaehnenswerte Zentrum von Purto Iguazu an, besorgen genuegend Bargeld fuer unsere noch ausstehenden Rechnungen und taetigen letzte Heimattelefonate.

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Das war sie also. Unsere allerletzte Tour in Argentinien. Falls sich jemand von euch jemals zwischen der argentinischen Seite der Iguazuwasserfaelle oder der brasilianischen entscheiden muss, hoert auf meine weisen Worte: nehmt die brasilianische! Wo wir gestern noch auf sehr langen, verschlungenen Wanderwegen an die Faelle herangeleitet wurden, konnten wir heute mit wesentlich weniger Aufwand einen viel besseren Ueberblick ueber die ganzen Wasserfaelle erhaschen. Gundi, falls du noch mitlesen solltest, fuer dich ist natuerlich die argentinische Seite besser. Ein Traum fuer jede Klettergaemse!

Auch heute kommen wir an einem Punkt wirklich sehr, sehr dicht an den Hauptwasserfall heran. Der Anblick ist meiner Meinung nach noch besser als der Teufelschlund von der argentinischen Seite. Zwei Wasserkaskaden donnern links und rechts an der Zuschauerplattform in die Tiefe und die riesige Gischt zaubert zum Greifen nahe Regenboegen.

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Abgebrannt aber gluecklich sitze ich in der Hostellobby. Im Radio laeuft „The dark side of the moon“, das ganze verdammt Ding. Ich bin im Himmel angekommen.

Michi hat sich nach unserem kilometerreichen Fussmarsch durch, an und um die Iguazuwasserfaelle ersteinmal an den Pool gehauen. Ich bleibe lieber noch ein wenig in der Lobby und schreibe meine Notizen. Bei dieser optischen und musikalischen Untermalung ein Kinderspiel. Ich mache ein Foto.

Heute morgen hatte ich gleich zu Beginn ein groesseres Treffen mit dem goldenen Porzelangott. Da ich eigentlich davon ausgegangen bin meinen guten alten Magen wieder unter Kontrolle zu haben, kann ich diesmal nicht sagen was genau den Ausschlag gab. Wird Heinecken eigentlich nach einem Reinheitsgebot gebraut?

Die viel zu heisse Dusche gibt meinem Kreislauf den Rest. Kreideweiss torkel ich wieder zurueck ins Bett. Die Tour zu den Wasserfaellen startet ja erst in gut 2 Stunden. Eine kleine Pause und ich bin bestimmt wieder fit.

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Na da brat mir doch jemand einen Storch. Ich habe doch tatsaechlich die 20 stuendige Busfahrt verschlafen. Nun ja, so gut wie. Ich kann mich zumindestens noch duester daran erinnern wie die argentinischen Storkriesen uns ab der Haelfte verlassen mussten.

Ich schlage so gegen 9 Uhr morgens die Augen auf und kann nichts mehr von der vertrauten und fast schon lieb gewonnenen Steppe rund um Tucuman wiedererkennen. Wir sind jetzt mitten im Jungel. Das Busthermometer zeigt hautfreundliche 32 Grad an. Ich bereite mich innerlich auf die selben Verhaeltnisse wie in Jujuy vor, werde aber eines besseren belehrt. Das Klima hier ist wirklich sehr angenehm, allerdings ist es hier ja auch erst frueh am Morgen.

Als wir an der Bushaltestelle auschecken rattere ich gedankenverloren die Treppenstufen herunter. 20 Stunden sitzende Taetigkeiten werde ich in Zukunft mit einem 3 Jahre dauernden Trip zum Mars gleichsetzen. Na, hat ja keiner gesehen. Sah bestimmt gut aus.

Als wir mit dem Taxi zum Hostel Inn fahren faellt mir auf wie sauber hier alles ist. Trotz der schlammigen Strassen und des ueberall wuchernden Urwaldes ist hier jeder akribig damit beschaeftigt das Grundstueck propper zu halten. Ich werde jetzt ersteinmal ausgiebig fruehstuecken und auf unser Zimmer warten. Um 11 Uhr ist es einzugsbereit, im Radio laeuft Garbage.

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Liebes Logbuch. Wir haben gerade den intergalaktischen Busbahnhof von Tucuman verlassen. Unsere zwei tapferen Adjutanten Ezekiel und Matias schwenken schicksalsschwanger die Taschentuecher.

Unsere Reisefaehre fuer die naechsten 20 Stunden ist ganz passabel. Wir haben zwar keine Liegesessel, aber das Busunternehmen aus Chile schlaegt es bezueglich des Komforts um Laengen. Wir beziehen im oberen Busabteil die hinteren Baenke, direkt ueber dem Motorblock.

Just in diesem Moment kommt der Bordsteward vorbei und reicht jedem einen winzig kleinen Styroporbecher. Ich frage mich fuer eine Millisekunde ob ich das Teil in einem Stueck hier und jetzt direkt verschlingen soll.

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Unser heutiges Motto: Guter Service braucht eben seine Zeit.

Heute ist unser letzter Tag in Tucuman. Wir nutzen den Tag um letzte Besorgungen zu erledigen und uns langsam aber sicher an die Mosquitos in Iguazu zu gewoehnen. Michi ist, seit wir beide wieder in Tucuman sind, eine lebende Mosquitozielscheibe. Jeder Stich ein Treffer. Da kann auch das hochgelobte „Antibrumm“ nichts retten. Mich lassen die Viecher merkwuerdigerweise in Ruhe. Vielleicht sind Eifelyeties zu ruppig fuer feine Mueckennasen. Na, spaetestens in Iguazu werde ich es herausfinden.

Da heute ein ganz normaler Arbeitstag ist, sind alle Teilnehmer unseres gestrigen Abschiedschlummertrunks etwas angeschlagen. Matias musste heute morgen sogar noch seinen Unterricht vorbereiten, da er viel spaeter als geplant in die Falle gekommen ist. Als er gegen 1 Uhr in der Wohnung auftaucht macht er einen recht brauchbaren Eindruck. Hut ab Matias! Wir brauchen mehr Einwohner mit deinen Steherqualitaeten!

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Willkommen Tucuman! Traumstadt meiner geroesteten Bronchien. Da sind wir wieder. Huelle uns ein letztes Mal in deinen Staubmantel!

Wie schnell doch die Zeit vergeht. Heute kann ich mich endlich mal wieder an einen Traum erinnern. Diesmal war es die komplette Handlung von „Die Unbestechlichen“ mit mir, Matias, Sebastian und Michael in den Hauptrollen. An Stelle von Alkohol jagen wir Kokablaetter kauende Mafiosis in alten, durchloecherten Rostkarren bis nach Salta. Die beruehmte Kinderwagenszene am Ende des Films verbrachte ich natuerlich als Baby im Kinderwagen und liess mich von Michi, mit einem Poncho ganz stilecht als liebevolle Mutter verkleidet, ueber den Treppenabsatz schubbern. Matias als Andy Carcia und Sebastian als Sean Connery waren wirklich sensationell. Oscarreif!

Da Matias an dem heutigen Morgen seinen neuen Kuehlschrank geliefert bekommt, habe ich zwischen 6 Uhr und 11 Uhr nichts anderes zu tun, als schlaftrunken zur Tuer zu tapsen um dem vermeidlichen Kuehlschrankservice die Tueren zu oeffnen.

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Unser heutiges Motto: Auch vermeidlich gut ausgebaute Landstrassen (auf der Karte wohlwollend als Autobahn markiert) koennen das Letzte von einem fordern.

Nach unserem kleinen Trinkgelage mit Leon, Alvero, Carmen, Daniela und Matias haben heute morgen alle mehr oder weniger die Schaedeldecke zu eng justiert. Besonders Daniela hat es schlimm erwischt. Hoehenkrank, den Magen verdorben und dann auch noch einen Kater. Das schreit geradezu nach einem Hauptgewinn. Um sie noch ein wenig laenger schlafen lassen zu koennen, machen wir uns ohne sie auf ins oertliche Archeologiemuseum und tingeln ein letztes Mal ueber den Marktplatz.

Alvero ist im uebrigen offenbar der juengere Bruder von unserem trierer Comedy Slam Kollegen Nick. Koerpergroesse, Gestig, Sprechgeschwindigkeit und Ironielevel bewegen sich auf erschreckend gleichwertigem Niveau. Ein wirklich netter Kerl!

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Meine Herren habe ich gut geschlafen. Diese Bude hat mit Abstand die bequemsten, aber auch die niedrigsten Betten in ganz Argentinien. Heute habe ich das erste Mal auf den Wecker verzichtet, wir sind eh immer zur selben Zeit fit wie ein Turnschuh. Das logistische Problem mit 2 Maedels und 3 Kerlen die allmorgentliche rituelle Waschung unterzubringen, loest sich von ganz alleine. Wir sind wahre Musterknaben.

Matias hat tierische Kopfschmerzen, kein Wunder! Bei dem Holz das er Abend fuer Abend zersaegt hatte ich auch einen dicken Kopf. Ich bewundere Daniela fuer ihre Geduld. Ich glaube kaum, dass sie wie Michi und ich jeden Abend Oropax zur Verfuegung hat. Die Dinger machen in meinem rechten Ohr leider etwas Probleme. Dank des vielen Sandes habe ich mir eine kleine wunde Stelle eingefangen. Dafuer sind meine Kreislauf- und Magenprobleme ueberstanden. Nunja, man kann nicht alles haben.

Es gibt wie immer ein ordentliches Fruehsteuck und schon sind wir auf dem Weg nach Humauaca.

Wir passieren die Quebrada de Humauaca, ein sehr malerisches Tal und machen einen kleinen Zwischenstopp in Uquia. Dort gibt es eine sehr sehenswerte Kirche.

Wir haben kaum unseren Wagen geparkt, als von allen Seiten Kinder auf uns zustroemen. Gegen Bezahlung wuerden sie auf unseren Wagen aufzupassen. Wir kommen im Laufe des Tages noch weitere vier Male an dieser Plaza vorbei, so dass uns die Kinder schon mit Handschlag empfangen. Etwas unangenehm ist es trotzdem, da sie einen kaum aussteigen lassen.

Matias und Daniela sind wahre Sakralexperten und muessen quasi jede Kirche in der naeheren Umgebung genauestens unter die Lupe nehmen. Die 30 Rentnerinnen, die sich in dieser Kirche energisch um einen heiligen Schluessel kabbeln, blende ich dabei allerdings grosszuegig aus. Am Ende war es nur der Schlussstein zur Bingotruhe, man kann nie wissen. Die tiefe religioesitaet einiger Besucher ist mir dann doch teilweise etwas befremdlich.

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