Archiv des Autors: Jens Lumm

Ezekiel und der Querholm. Das gestrige Tinkgelage hat seine Spuren hinterlassen. Puenktlich um 6 Uhr morgens haetten wir schwoeren koennen, das jemand durch unsere Bude tiegert. Mensch oder Tier? Direkt um das Bett oder im Raum nebenan? Michi war so auf Draht, dass er direkt die Wohnung durchsuchte. Im Endeffekt war es nur der Mieter vom oberen Stockwerk. Jeder muss mal zur Arbeit.

Schnell wieder rumgedreht, der Wecker ist fuer 11 Uhr gestellt. Ezekiel wollte schliesslich um 12 Uhr fuer ein original, allemanisches Fruehstueck auf der Matte stehen. Er ist auf die Minute puenktlich, zwar etwas lediert, aber bereits startklar fuer einen kleinen Rundgang durch die Stadt. Fruehstueck im Sinne von etwas Essen kennt er nicht. Ein ultra starker Kaffe und ein Glas Wasser sollte fuer einen Start in den Tag vollends ausreichen.

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Wir haben uns gerade in die „gruene Lunge“ von Tucuman begeben und uns zu einer kleinen Verschnaufpause niedergelassen. Ich sollte die Zeit nutzen um noch ein paar Anekdoten nachzureichen.

Die Leute hier in Tucuman fahren noch ein Kante wilder als in Buenos Aires und Michis Lunge bekommt einen weitern Staubbelastungstest verabreicht. Oh, eine Biene landet gerade auf meinem Notizbuch und 10 Meter weiter korpulieren die Hunde. Die Parkbank auf der wir uns gerade niedergelassen haben, mussten wir ersteinmal von einer ordentlichen Staubschicht befreien. Ich schaetze wenn wir uns gleich weiter auf den Weg machen, sollten Michi und ich uns ersteinmal ordentlich abklopfen. Gegen 2 Uhr werden wir uns wieder mit Matias treffen und waehrend der Rest von Tucuman eine ordentliche Siesta haelt, wird Bastian Pastewka uns seine Heimatstadt vorstellen.

Die Siesta ist hier uebrigens eine ernste Angelegenheit. Von 2 Uhr bis um 5 geht hier rein gar nichts. Die Strassen sind so gut wie leer und die Geschaefte sind geschlossen. Kein Wunder das hier jede Nacht durchgemacht wird. Wer Mittags gut essen kann und schoen seine Siesta haelt hat Abends mehr Energie um noch einmal zu essen um dann nocheinmal was zu essen. Matias ist dicker geworden? Ich weiss nur nicht warum. Merkwuerdig… es muss an der Luft hier liegen.

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Unsere neuen Freunde fuer den heutigen Tag: Danielle, Ezekiel, Matias, Lucretia, Raul und Raquel.

Gegen 8 Uhr morgens weckt mich die aufgehende Sonne im Bus nach Tucuman. Gegen 11 Uhr sollten wir dort ankommen. Ich riskiere einen fluechtigen Blick aus dem Fenster und sehe zum ersten Mal die Pampa. Mir wird im weiteren Verlauf der Fahrt bewusst, warum es gerade dieser Begriff bis in unsere Breitengrade gerettet hat: Links wie rechts, vorne wie hinten sieht man die selbe flache, trostlose, duenn besiedelte Ebene. Fuer Stunden aendert sich nicht das geringste. Wuerde man zufaellig auf unserer Route eine Stelle aussuchen wuerde man diese nicht unterscheiden koennen. Hier und da ein paar kleine Siedlungen und das war es. 50 Millionen Menschen wohnen in diesem riesigen Land, 20 Millionen alleine im Grossraum Buenos Aires, aber das es so duenn besiedelt ist hatte ich mir dann doch nicht vorstellen koennen.

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Wir werden jetzt ersteinmal 14 Stunden mit dem Bus unterwegs sein. Da die Beluchtung etwas schummerig ist und der Bus im zittrigen Schaukelstuhlstil unterwegs ist, versuche ich die Hand trotzdem irgendwie auf Autopilot zu stellen, um den heutigen Tag kurz zusammen zu fassen.

Michis Jetlag scheint so langsam ueberstanden zu sein. Zumindestens war er puenktlich um 7 Uhr morgens fit wie ein Turnschuh. Die Ohropax sind wirklich ein Segen. Ich drehe mich lieber nocheinmal um meine eigene Achse und schlummer ein wenig weiter. Ich traeume davon wie ich vor irgendeiner Kueste beinahe ertrinke und irgendwie wieder das Festland erreiche. Dort steht mein Auto und ich wusste im Traum das ich mich vorher aus irgendeinem nichtigen Grund ordentlich mit Katja gestritten hatte. Ich wusste sie wartet im Auto, doch dort finde ich nur die beiden Trekkingsaecke von mir und Michi. Der Himmel und die Umgebung ist grau, es wird Zeit aufzustehen.

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Motto fuer heute: So weit die Fuesse tragen. Wir hatten fuer heute eigentlich nur einen kleinen 4 km Rundkurs geplant. Im Endeffekt sind es ohne zu untertreiben 14 km geworden. Die kleineren Umwege nicht mitgerechnet. Fuer die Google Earth Freunde unter uns: Startet einfach an der Plaza San Martin, passiert das Museo de Armas, schlendert die Avenida 9 de Julio entlang und kaempft euch nach 9 weiteren Stationen bis zum Cementerio de la ecoleta. Na ihr wisst schon, der Friedhof auf dem auch Evita begraben liegt. Wer bis dato nur den Friedhof von Konz-Koenen kannte, sollte sich schleunigst mit dem Immobilienmarkler seines Vertrauens kurzschliessen. Das die Gruften auf diesem Friedhof keine eigene Klingel bzw. Briefkasten haben war das einzige was wir vermisst haben. Das Friedhofsgelaende ist fast schon eine eigene Stadt. Man kann Stunden dort zubringen ohne auch nur einmal an ein und der selben Stelle erneut zu passieren.

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Die Sonne lacht wie Jeck. Es sind angenehme 18 Grad und nicht das kleinste Woelkchen am Himmel. Wir werden gleich unseren Kulturmarsch a la Lonely Planet starten. Dort sind ja hin und wieder einmal interessante Wanderrouten abgedruckt, aber bereits der Hinweg zu unserem Ausgangspunkt war eine Augenweide. Das Bradbury Building aus Blade Runner trifft auf das beste aus Paris. Hier ist ein Gebaeude schoener als das naechste. Es sieht zwar immer ein wenig aus als haette Numerobis seine Hand im Spiel gehabt, aber das nennt man dann wohl „natuerlich gewachsene Stadtplanung“. Auch die Luft macht heute einen weitaus besseren Eindruck. Ich hoffe das es nicht an der 1300% Dosis von gestern liegt. Es sind auch weniger Menschen auf den Strassen unterwegs und das an einem Samstag. Michi und ich sonnen uns jetzt ersteinmal ein wenig. 16 Blocks mit Bruce Willis heisst hier uebrigens 16 Gallos. Ich sehe die Plakate schon vor mir: Uwe Boll verfilmt Bruce Willis in „16 Gallen fuer Cordoba“ oder Steven Segal in „12 Lungenbroetchen auf dem langen Marsch nach Westen“. Oh, neben unssss wird gerade Mate getrunken. Sobald wir bei Matiasss sind, werden wir das hoffentlich nachholen.

Spaeter am Abend…

Michi ist in einen frischen, duftenden Scheissaufen getreten und das kurz vor Schluss. Hier sind es jetzt erst 22 Uhr Abends; 5 Stunden Zeitverschiebung. Das Wasser soll auch anders ablaufen, aber das muessen wir spaeter noch genauer unter die Lupe nehmen. Uber 40 h auf den Beinen fordern so langsam ihren Tribut. Es scheint ein ungeschriebenes Gesetz zu sein an dem ersten Tag in einem neuen Land sich saemtliche Blasen zu laufen. Wenn ich da an den Gewaltmarsch vom Battery Park bis zur 51th Street in New York denke. Hier war es jetzt zwar nur San Telmo bis Retiro, aber Buenos Aires hat seinem Namen alle Ehre gemacht. Kein Wunder das der gute alte Che ein Asthmaleiden hatte. Die Luft erinnert mich ein wenig an Halberstadt kurz vor der Wende. Ruspartikelfilter? Wir doch nicht. Hier muss jede Karre qualmen das es kracht. Es raucht und quarzt aus alles Rohren und der Jaywalk den die Jungs hier an den Tag legen spottet jeglicher Logik. Aber… es funktionert. Keiner wird verletzt. Es grenzt an ein Wunder. Hier fahren alle wirklich so irre wie man es sich in duesteren Kaschemmen nach Dienstschluss erzaehlt. Es gibt hier sogar eine Buslinie die „Wilde 17“ heisst.

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Gerade wurden wir von Billy Joels juengerem Bruder vom 30 Kilometer entfernten Flughafen zu unserem Hostel gefahren. Sein Sohn sei vor kurzem erst in Deutschland gewesen. WM. Ja und er hatte auch Karten. Dieser Glueckspilz. Ich hatte drei Anlaeufe gebraucht und doch alle meine Karten an den Vorstand von Daimler Crysler verloren. Aber was solls. Wo war ich? Ach ja, er hat uns zum Hostel gefahren. Zum unschlagbar guenstigen Preis von 170 Pesos. Yeah. Dazu sollte man wissen das die Fahrt an sich nur 60 Pesos gekostet hat, das Trinkgeld 110 Pesos. Der Koffertraeger bekam 10 und unser neuer Freund Billy 100 Pesos. Wir sehen ihn jetzt immernoch vor uns. Im Puff von Barcelona. Mit dem 100er im Anschlag. Michi hatte wohl noch etwas den Filter verstellt und einfach den 10 Pesoschein mit dem 100er verwechselt. Billy wird es freuen. Wir haben noch seine Visitenkarte fuer unseren Aufenthalt in Buenos Aires am Ende unserer Reise. Da werden wir das Trinkgeld etwas nach unten korrigieren.

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Das war knapp. Ohne Ansage haben die Jungs von der Lufthansa das Gate gewechselt. A14 war nun unsere Strasse zum Glueck. Wir hatten noch 5 Minuten, da hiess es die Beine in die Hand zu nehmen. Ich will nicht wissen wieviele Leute jetzt noch am Gate A20 auf ihren Anschlussflug warten. Gott sei dank hatte Michi zufaellig den Terminalmonitor ueberprueft.

Der Flug machte auf mich eigentlich einen ganz passablen Eindruck. Eigentlich, naemlich genau bis zu dem Zeitpunkt als Michi mich auf die etwas veschobenen Plastikverkleidungen an der Borddecke aufmerksam machte. Spaltmass des Grauens. Da war alles jenseits von Gut und Boese. Ganze Autos konnten zwischen den Raendern geparkt werden und das Licht flackerte auch noch. 34 Herz mindestens. Kein Grund zur Panik. Alles im gruenen Bereich.

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Aus irgendeinem Grund summe ich schon seit Stunden dieses daemliche Ebay Kinderlied. Dabei ist erst vor ein paar Minuten ein Passagier mit einem Spielzeugroboter an mir vorbei gelaufen. Ich und Michi sind fest davon ueberzeugt das unsere tollen 4,60 Euro Treckingueberzuege der letzte Mist sind. Die Kordel haelt bestimmt. Haette ich eine Kerze dabei, waere jetzt der richtige Zeitpunkt ein ganzes duztend davon an der Passkontrolle aufzustellen. Immerhin haben wir schon einmal die Tickets bis Sao Paulo. Die Anschlusstickets nach Buenos Aires versuchen wir nun in Muenchen zu bekommen. Hoffentlich halten die Ticketaufkleber an den Schutzhuellen. Neben mir am Gate A20 sitzt ein altes, wild turtelndes Paerchen jenseits der 65. Amore steh mir bei. Im Kiosk habe ich mir auf den letzten Druecker noch einen Langenscheidt Sprachfuehrer zugelegt. Man kann ja nie wissen. Der Duden selber macht nicht den besten universell verwendbaren Eindruck. Aber was solls. Ich Sprachtalent bin auch noch ueberraschend ruhig, der Kunde vor mir konnte das nicht unbedingt von sich behaupten. Da kauft er sich schon die 9,80 Euro Edelaushabe des National Geographic und vergisst sie prompt auf dem Tresen. Ach ja: Michi war schon zum 5. mal auf Toilette. Einen Angstbach nach dem anderen. Alles wird gut! 30 Minutes to go…

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