Puerto Iguazu, 22.10.06
Das war sie also. Unsere allerletzte Tour in Argentinien. Falls sich jemand von euch jemals zwischen der argentinischen Seite der Iguazuwasserfaelle oder der brasilianischen entscheiden muss, hoert auf meine weisen Worte: nehmt die brasilianische! Wo wir gestern noch auf sehr langen, verschlungenen Wanderwegen an die Faelle herangeleitet wurden, konnten wir heute mit wesentlich weniger Aufwand einen viel besseren Ueberblick ueber die ganzen Wasserfaelle erhaschen. Gundi, falls du noch mitlesen solltest, fuer dich ist natuerlich die argentinische Seite besser. Ein Traum fuer jede Klettergaemse!
Auch heute kommen wir an einem Punkt wirklich sehr, sehr dicht an den Hauptwasserfall heran. Der Anblick ist meiner Meinung nach noch besser als der Teufelschlund von der argentinischen Seite. Zwei Wasserkaskaden donnern links und rechts an der Zuschauerplattform in die Tiefe und die riesige Gischt zaubert zum Greifen nahe Regenboegen.
Puerto Iguazu, 21.10.06
Abgebrannt aber gluecklich sitze ich in der Hostellobby. Im Radio laeuft „The dark side of the moon“, das ganze verdammt Ding. Ich bin im Himmel angekommen.
Michi hat sich nach unserem kilometerreichen Fussmarsch durch, an und um die Iguazuwasserfaelle ersteinmal an den Pool gehauen. Ich bleibe lieber noch ein wenig in der Lobby und schreibe meine Notizen. Bei dieser optischen und musikalischen Untermalung ein Kinderspiel. Ich mache ein Foto.
Heute morgen hatte ich gleich zu Beginn ein groesseres Treffen mit dem goldenen Porzelangott. Da ich eigentlich davon ausgegangen bin meinen guten alten Magen wieder unter Kontrolle zu haben, kann ich diesmal nicht sagen was genau den Ausschlag gab. Wird Heinecken eigentlich nach einem Reinheitsgebot gebraut?
Die viel zu heisse Dusche gibt meinem Kreislauf den Rest. Kreideweiss torkel ich wieder zurueck ins Bett. Die Tour zu den Wasserfaellen startet ja erst in gut 2 Stunden. Eine kleine Pause und ich bin bestimmt wieder fit.
San Pedro de Atacama, 12.10.06
Welcome back to dogtown! Da wir heute vorhaben den letzten gemeinsamen Tag etwas ruhiger angehen zu lassen, werde ich noch ein paar Anekdoten zum besten geben, die ich bisher in San Pedro vergessen habe.
Zuerst, diese Stadt wird von Hunden beherrscht. Vollkommen und ohne Zweifel. Hier rennen pro Einwohner bestimmt mehr Hunde durch die Gegend als in Irland Schafe. Jeder Hund ist hier ein echtes Original. Sie rennen staendig, scheinbar wohlgeplante Wegpunkte ab, flannieren wie die Creme de la Creme aus Monaco durch die Strassen und betreten wie es ihnen passt jedes Haus und jede Bar. Wir dachten schon es handelt sich um die tierische Version von Schutzgelderpressung. Nach nunmehr 5 Tagen in San Pedro haben wir fuer die auffaelligsten Vertreter ihrer Gattung aussagekraeftige Namen gefunden. „Stolper Klaus“, „der Postbote“, „Karl Jupp“, „der General“, die Liste waere endlos. Jede Nacht puenktlich um halb 9, kurz vor Sonnenuntergang, schallt das Geheule durch die ganze Stadt. Sie rufen offenbar zur Versammlung oder zum Geldzaehlen, man kann nie wissen.
Eine andere Geschichte ist Michis Bartwuchs. Er hat bereits zwei Klingen abgebrochen und kann seinen staendig wachsenden Urwald kaum baendigen. Es muss in den naechsten Tagen unbedingt etwas benzinbetriebes her, sonst sehe ich schwarz. Wir machen uns mittlerweile ersthaft Sorgen um unsere Ausreise. Mein Bartwuchs ist da etwas pflegeleichter. Alles wie immer. Sieht aus die die Landkarte von Ozeaninien. Ach was solls, sieht doch ganz nett aus. Fuer den ein oder anderen Lacher am Flughafen wird es schon reichen.
San Pedro de Atacama, 11.10.06
Welcher Belzebub hat mich eigentlich dazu ueberedet mit dem Fahrrad eine 20 km lange Tour durch die trockenste Wueste dieser Welt mitzumachen? Ach das war ich ganz alleine? Na wunderbar!
Wir stehen schon um 8:30 zeitig auf der Matte und fruehstuecken ausgiebig. Letzte Nacht hatte ich wieder einen merkwuerdigen Traum. Ich stand auf der Bruecke aus „Indiana Jones: The temple of doom“ und ueberpruefte deren Trittfestigkeit. Drehbuchgerecht krache ich natuerlich ein und bleibe mit meinem Hintern im Spalt haengen. Auf der anderen Seite der Schlucht riefen mir Sebastian und Michi entgegen, dass ich mich etwas beeilen sollte. Die Sonne wuerde schliesslich gleich aufgehen. Just in diesem Moment wache ich auf, eingekeilt mit meinem allerwertesten zwischen Wand und Hochbett. Gott sei dank hat Michi meinen Mond nicht aufgehen sehen. Fuer starke psychische Schaeden bin ich nicht versichert.
Da noch etwas Zeit ist ueberpruefe ich meinen Sonnenschutz und entscheide mich am Ende doch lieber fuer das lange Beinkleid. Meine in Buenos Aires vergessene Sonnenbrille wuerde mir gegen den staubigen Fahrtwind bestimmt gute Dienste leisten, da hier die Preise selbst fuer Billigimitationen exorbitant teuer sind verlasse ich mich auf meinen hart antrainierten Bud Spencer Schlitzaugenblick. Zwei Stunden werde ich damit wohl ueberbruecken koennen.
San Pedro de Atacama, 10.10.06
Kann es wahr sein? 4:20? Noch frueher und ich bekomme junge Hunde. Wir haben uns kaum halbwegs elegant aus den Betten geschaelt, da steht auch schon ein total ledierter Sebastian in der Tuer. Seine Nacht war so schlecht und sein Schaedel nun so dick, dass er leider nicht fit genug fuer unsere heutige Tour ist. Juan wuerde sich auch ohne ihn gut um uns kuemmern. Mit der Verstaendigung werden wir schon irgendwie klar kommen. Als Juan uns ueberaus puenktlich mit dem Pickup abholt stelle ich erleichtert fest, dass er ganz passabel englisch spricht. Die ein oder andere Information werden wir nun doch noch mit eigener Kraft hervorkitzeln koennen.
Die Hinfahrt zu den Gysieren ist erwartungsgemaess ruhig und relaxt. Das Sandmaennchen hat bei jedem von uns eine ordentliche Ladung Schlafsand hinterlassen. Irgendwann nach 100 Kilometern querfeldein erreichen wir die Ticketstation. Ja, auch Naturschauspiele wollen bezahlt werden. Ich halte kurz meinen Gewuerzpruefer in die frische Luft und lasse mir von dem am Tickethaeuschen angebrachten Thermometer die erschnupperten -5 Grad optisch bestaetigen.
San Pedro de Atacama, 09.10.06
Ein neues Land, eine weitere Zeitverschiebung, eine Stunde weniger auf unserem Konto. Da unsere biologische Uhr noch nach argentinischer Zeit tickt, sind wir alle Mann um eine Stunde zu frueh wach. Alle Mann bedeutet in diesem Falle: Michi, Jens und Uwe, ein unverheirateter, um die 40 Jahre alter Bremer, der fuer die British Airways arbeitet. Er ist wirklich ein netter Kerl, vielleicht etwas zu redseelig, aber ansonsten eine echte Marke. Er hatte noch keine Bleibe also haben wir ihn einfach bei uns einquartiert.
Umgeben von mehreren 6000ern geniessen wir im Innenhof des Hostels ein sehr ausgiebiges Fruehstueck und planen zusammen mit Sebastian unsere Route fuer die kommenden zwei Tage. Fuer den heutigen Tag lassen wir uns ohne groessere Gegenwehr fuer einen Trip mit dem Jeep zu dem Valle de la Luna uberreden. Morgen stehen dann die Gysiere auf dem Plan. Allerdings muessen wir schon um 5 Uhr morgens weg, da die Gysiere nur in den fruehen Morgenstunden besonders schoen anzusehen sind.
San Pedro de Atacama, 08.10.06
05:45 Uhr. Ohne Worte. Stoisch ziehen wir uns an und machen uns so schnell es nur geht auf die Socken. Das Fruehstueck faellt heute etwas duerftiger aus und auf die Dusche haben wir aus Zeitgruenden natuerlich auch verzichtet. Den obligatorischen Liter Wasser fuer jeden von uns haben wir bei der ganzen Hetze leider vergessen. Dabei heisst es doch immer so schoen: Trinken, trinken, trinken! Das wird eine besonders durstige zehnstuendige Busfahrt.
Wir verabschieden uns ausgiebig von Matias. Wir sehen uns wieder in Jujuy! Die kommenden 5 Tage werden garantiert nur so an uns vorbeifliegen. Matias weicht nicht von unserer Seite bis unser Vehikel das Terminal verlassen hat. Er ist und bleibt Papa Mati.
Unsere Busmannschaft ist der reinste Schnitzelexpress. Mit dabei ist auch wieder der ein oder andere Teilnehmer fuer den immernoch andauernden argentinischen Look-A-Like Contest. So z.B. ein Norweger der Herbert Groenemeyer zu seinen besten „Das Boot“ Tagen gleicht und dem Bremer Uwe. Er gleicht bis auf einem Sicherheitsabstand von 1 1/2 Metern unserem Olli, dem Kahn. Oliver Kahn.
Cachi, 06.10.06
„Es ist Zeit aufzustehen. Die Zeit ist 9:00.“ schallt es auf spanisch aus dem Handy von Matias. Kurz darauf Stimmen auch meine besoffenen Piraten aus der Karibik ihr Klagelied an.
Meine Herren! Habe ich einen Mist getraeumt! Stephen Hawkins hat uns in Buenos Aires als Taxifahrer zu seiner eigenen Buchlesung von „Das Universum in einer Nusschale“ chaufiert. Dort angekommen habe ich natuerlich prompt meinen Rucksack verloren. Michi war traumtechnisch gesehen auch nicht viel besser dran. In seinem Gehirnkino haben wir eine Frau aus dem nur huefthohen Pool vor unserem Hostel vor dem Ertrinken gerettet. Diese bedankte sich dann allerdings nicht bei uns, sondern bei ein paar dahergelaufenen Gringos, die am Beckenrand herumlungerten. Anschliessend haben uns zwei Dobermaenner quer durch Cachi gejagt.
Buenos Aires, Monumento San Martin, 30.09.06
Die Sonne lacht wie Jeck. Es sind angenehme 18 Grad und nicht das kleinste Woelkchen am Himmel. Wir werden gleich unseren Kulturmarsch a la Lonely Planet starten. Dort sind ja hin und wieder einmal interessante Wanderrouten abgedruckt, aber bereits der Hinweg zu unserem Ausgangspunkt war eine Augenweide. Das Bradbury Building aus Blade Runner trifft auf das beste aus Paris. Hier ist ein Gebaeude schoener als das naechste. Es sieht zwar immer ein wenig aus als haette Numerobis seine Hand im Spiel gehabt, aber das nennt man dann wohl „natuerlich gewachsene Stadtplanung“. Auch die Luft macht heute einen weitaus besseren Eindruck. Ich hoffe das es nicht an der 1300% Dosis von gestern liegt. Es sind auch weniger Menschen auf den Strassen unterwegs und das an einem Samstag. Michi und ich sonnen uns jetzt ersteinmal ein wenig. 16 Blocks mit Bruce Willis heisst hier uebrigens 16 Gallos. Ich sehe die Plakate schon vor mir: Uwe Boll verfilmt Bruce Willis in „16 Gallen fuer Cordoba“ oder Steven Segal in „12 Lungenbroetchen auf dem langen Marsch nach Westen“. Oh, neben unssss wird gerade Mate getrunken. Sobald wir bei Matiasss sind, werden wir das hoffentlich nachholen.
Buenos Aires, Hostel Inn, 29.09.2006
Gerade wurden wir von Billy Joels juengerem Bruder vom 30 Kilometer entfernten Flughafen zu unserem Hostel gefahren. Sein Sohn sei vor kurzem erst in Deutschland gewesen. WM. Ja und er hatte auch Karten. Dieser Glueckspilz. Ich hatte drei Anlaeufe gebraucht und doch alle meine Karten an den Vorstand von Daimler Crysler verloren. Aber was solls. Wo war ich? Ach ja, er hat uns zum Hostel gefahren. Zum unschlagbar guenstigen Preis von 170 Pesos. Yeah. Dazu sollte man wissen das die Fahrt an sich nur 60 Pesos gekostet hat, das Trinkgeld 110 Pesos. Der Koffertraeger bekam 10 und unser neuer Freund Billy 100 Pesos. Wir sehen ihn jetzt immernoch vor uns. Im Puff von Barcelona. Mit dem 100er im Anschlag. Michi hatte wohl noch etwas den Filter verstellt und einfach den 10 Pesoschein mit dem 100er verwechselt. Billy wird es freuen. Wir haben noch seine Visitenkarte fuer unseren Aufenthalt in Buenos Aires am Ende unserer Reise. Da werden wir das Trinkgeld etwas nach unten korrigieren.